Zeitgeschichtetag zum Gedenkjahr 1945

Im Gespräch mit einer Zeitzeugin und mit drei Vorträgen wurde der NS-Opfer gedacht

Anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes wurde in Bludenz der Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes sowie der Befreiung Vorarlbergs durch die Franzosen 1945 gedacht. Das Stadtlabor, der Geschichtsverein Region Bludenz und das Stadtarchiv gestalteten gemeinsam mit Partnern den 8. Vorarlberger Zeitgeschichtetag, organisiert von Christof Thöny und Stefan Stachniß.

Drei Historiker beleuchteten unterschiedliche Aspekte: Raphael Einetter vom Jüdischen Museum Hohenems stellte neue Stationen des Hör-Radweg-Projekts „Über die Grenze“ vor. Mit den neuen Gedenksteinen entlang des Walgau-Radwegs wird laut Einetter eine bisher bestehende Lücke geschlossen – bislang fehlten zwischen Bludenz und Feldkirch solch entsprechende Mahnmale.

Severin Holzknecht setzte sich kritisch mit dem Begriff der „Stunde Null“ auseinander, da viele alte Seilschaften in der unmittelbaren Nachkriegszeit weiterhin intakt waren. Er stellte klar, dass also das Jahr 1945 in Vorarlberg keineswegs einen Neubeginn markierte und die Aufarbeitung der Zeit davor noch sehr lange dauerte.

Andreas Brugger ging auf die Rolle des Skisports in Vorarlberg ein. Besonders während der französischen Besatzungszeit von 1945 bis 1955 diente dieser als vereinendes Element zwischen Bevölkerung und Besatzern.

Nach der Pause berichtete die 87-jährige Zeitzeugin Agnes Hirschi emotional von ihren Kindheitserfahrungen in Budapest. Als sechsjähriges jüdisches Mädchen lebte sie mit ihrer Familie ab Ende 1944 zwei Monate im Luftschutzkeller unter dem Haus ihres späteren Stiefvaters Carl Lutz. Letztlich überlebte sie nur, weil Lutz, der zuvor schon zigtausende Juden vor dem Zugriff der SS bewahrt hatte, ihre Familie in seinem Haus aufgenommen hatte.

Foto: Stadt Bludenz

Bildunterschrift: Zeitgeschichtetag zum Gedenkjahr 1945 mit Zeitzeugen und Vortragenden

Hinweis

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